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Reisebericht Marokko

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Reisebericht Marokko

Im Folgenden finden Sie meinen Reisebericht aus Marokko oder
"Wie kam Sina, unsere Sloughi-Hündin, nach Deutschland?".


22.08.2005
ES GEHT LOS!
Heute geht es los! Es ist Sommer 2005 und ich fahre nach Marokko. Begleitet werde ich von Mohamed, einem in Deutschland lebenden befreundeten Marokkaner. Mein Lebensgefährte bleibt zu Hause; er muss auf Shari und Vakia aufpassen, unsere beiden Sloughis.

Ab Düsseldorf geht der Flug nach Casablanca mit im Gepäck: eine Hundetransportbox, denn ich plane, (mit viel Glück) einen Sloughi mit nach Hause zu nehmen. Die entsprechenden Kontakte habe ich im Vorfeld über den Sloughi-Club Marokko geknüpft. Alles natürlich mit Hilfe von Mohamed, denn ohne arabische Sprachkenntnisse kommt man dort nicht weit. Mit mehreren Handynummern im Gepäck geht es auf die Reise. Angekommen in Casablanca nehmen wir einen Bus zum Hauptbahnhof, um von dort aus mit einem Taxi auf Hotelsuche zu gehen. Zum Glück hat es (wegen der Transportbox) einen Dachgepäckträger. Ich habe einen guten Reiseführer mit, hier finde ich alles Wichtige für meinen Marokkotrip und auch tolle Hoteltipps. Schon im dritten Hotel sind zwei Zimmer frei; selbstverständlich wird lautstark um den Preis verhandelt. Nichts geht hier ohne zu feilschen, eine langwierige Angelegenheit - daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen.

Abends gehen wir in die Stadt - Casablanca ist groß, laut und voller Kontraste. Es ist das wichtigste Handels- und Industriezentrum Marokkos, der größte Hafen Nordafrikas und mit ca. 3 Mio. Einwohnern die größte Stadt Marokkos. Nirgendwo prallen die Gegensätze zwischen arm und reich so aufeinander wie hier. Neben europäisch gekleideten Menschen gibt es auch viele in klassisch arabischer Djelaba. Alles wirkt recht locker und tolerant Wir entscheiden uns, schon am nächsten Tag weiter nach Fes zu reisen, um dort unseren Kontaktmann zu treffen. Ich freue mich darauf, dem Lärm, Dreck und Smog zu entkommen.

23.08.2005
MIT DEM TAXI NACH FES

Da in Casablanca die Nacht genau so laut ist wie der Tag, begeben wir uns dementsprechend angeschlagen mit einem Taxi zum Bahnhof. Wir planen, die etwa 500 km nach Fes mit dem Zug zu fahren, jedoch ist es nicht möglich, die Transportbox als Handgepäck mitzunehmen. Sie müsste am Güterbahnhof gesondert aufgegeben werden. Das ist uns zu umständlich, und so bemühen wir uns um ein Ferntaxi. Hier in Marokko wird fast alles mit dem Taxi erledigt, es gibt Petit-Taxis für Fahrten innerhalb der Stadt und Fern-Taxis für Überland-Fahrten.

Um den besten Preis zu erzielen, wird mit etwa 5 Fahrern gleichzeitig verhandelt. Es wird sehr lautstark lamentiert und ich denke, dass es gleich Streit gibt. Aber Mohamed hat alles im Griff, ihm macht das Ganze richtig Spaß! Nach einer halben Stunde steigen wir in einen alten Mercedes, der mich doch sehr an unsere Taxis in den Siebzigern erinnert. (Die Box passt zum Glück neben mich auf den Rücksitz.) Der Fahrer ist sehr freundlich, und wir kommen schnell mit ihm ins Gespräch.

Die Fahrt nach Fes führt über recht gute, jedoch gebührenpflichtige Autobahnen. Unser Fahrer kann einiges Interessante über die Gegend berichten. Zur Zeit herrscht eine Hitzewelle und wo nicht bewässert wird, vertrocknet die Ernte. Während einer Kaffeepause zeige ich meine Sloughi-Fotos aus Deutschland. Der Fahrer ist total begeistert und erzählt von seinem Bruder, der in der Nähe von Casablanca auch Sloughis züchtet. Wir bekommen eine Einladung und eine Handy-Nr.

Am späten Nachmittag erreichen wir Fes, die älteste der vier Königsstädte mit ca. 750.000 Einwohnern, und finden dort auf Anhieb ein gutes Hotel. Gleich rufen wir unseren "Sloughi-Scout" an und der will schon morgen mit uns in die Berge fahren. Natürlich bin ich sehr aufgeregt, und auch Mohamed hat das Sloughi-Fieber gepackt. Wir beratschlagen unsere Vorgehensweise, falls mir ein Hund gefallen sollte. Als Verhandlungsbasis haben wir uns ca. 300 Euro vorgestellt; natürlich haben wir keine Ahnung, wie hier die Preise sind. Zum Kaufpreis hinzu kommen auf jeden Fall noch ca. 300 Euro, denn Royal Air Maroc berechnet für Tiere 15 Euro/kg. Vor unserer Reise hatte ich schon ein Angebot aus Marokko: einen Welpen mit Papieren zum Festpreis von 500 Euro. Ich hatte abgelehnt, da ich es als zu riskant empfinde - wer weiß schon, wie sich ein Welpe entwickelt?!

24.08.2005
TREFFEN MIT DEM SLOUGHI-SCOUT
Am Sonntagmorgen warten wir im Café angespannt auf unseren "Sloughi-Mann". Ein Taxi fährt vor, ein gepflegter Herr um die 50 steigt aus und kommt an unseren Tisch. Er stellt sich als Herr Scharkaui vor, und er ist uns auf den ersten Blick sehr sympathisch. Wir trinken zusammen Tee und er berichtet uns von seinen Plänen für den heutigen Tag. Die mitgebrachten Fotos werden begutachtet, und ich erläutere meine Vorstellungen. Eine Hündin soll es sein, klassisch sandfarben, Alter höchstens 4 Jahre. Herr Scharkaui plant, mit uns in das Atlasgebirge zu fahren, wo in einem Dorf jeden Sonntag ein Markt stattfindet, zu dem auch einige bekannte Sloughi-Jäger und -Züchter kommen. Allerdings ist die Jahreszeit nicht günstig, um viele Hunde zu sehen, besser wäre es im September, da dann die Jagdsaison beginnt und auch eine große Ausstellung stattfindet.

ANDERE LÄNDER , ANDERE SITTEN
Mit einem Ferntaxi fahren wir zum Sammelpunkt außerhalb der Stadtmauern von Fes. Es ist schon sehr heiß. Im Schatten der Stadtmauern sehe ich einige arme Esel , die Vorderbeine sind gefesselt, damit sie nicht fortlaufen können. Der Gesundheitszustand der Tiere ist erschreckend! Herr Scharkaui möchte, dass wir hier so lange warten, bis sich noch andere Leute mit uns ein Taxi teilen. Das wäre dann billiger, denn voll besetzt ist hier in Marokko ein Taxi erst dann, wenn 7 Personen darin sitzen, vorn 3 und hinten 4! Mohamed und ich legen ein Veto ein, und wir leisten uns ein Taxi zu dritt.



Ich habe keine Ahnung, wie viele Kilometer wir zurückgelegt haben, aber um die Mittagszeit sind wir am Ziel angekommen. Das Dort heißt Ain Aicha, hier findet für Bauern und Viehhändler aus der Gegend der Markt statt. Zu dritt laufen wir über den Marktplatz; ich fühle mich hier mit meiner Kamera ziemlich fehl am Platz und traue mich kaum, Fotos zu schießen. Verkauft wird hier alles Mögliche, z.B. Obst, Gemüse, Tee, Gewürze, lebendige Tiere wie Geflügel und natürlich Esel.

DER TAG DER STRAPAZEN
Die Sonne brennt, Mohamed und ich suchen nach Schatten unter einem Zeltdach; hier gibt es Tische und Stühle und man kann Pfefferminztee trinken. Herr Scharkaui macht sich auf die Suche nach seinen Bekannten. Wir setzen uns an einen Tisch - direkt über uns hängt ein Rinderbein, Teile davon werden im Zelteingang gegrillt. Ich glaube, mir wird gleich schlecht und nehme die dritte Kopfschmerztablette ein, Mohamed braucht auch eine. Wegen der Hitze sind wir ziemlich am Ende - gefühlte 70 Grad.

Nach einiger Zeit kommt Herr Scharkaui mit mehreren Männern zurück, die meine Fotos sehen wollen. Sie berichten von ihren Hunden, alle haben anscheinend nur Rüden. Der nächste Jäger/Züchter berichtet, er halte einen Rüden und zwei Hündinnen, die allerdings nicht sandfarben sondern blau seien. Wir entscheiden uns dafür, seine Hunde anzuschauen, vorher wollen wir aber noch in ein anderes Dorf zu einem Bekannten von Herrn Scharkaui fahren.

ENDLICH,DIE ERSTEN SLOUGHIES
Also ab ins Taxi, erst ein Stück die Landstraße entlang, dann biegt der Wagen auf eine sehr steile Geröllpiste ab. Ich kann kaum glauben, dass das Taxi wirklich dort hoch fahren kann - es kann! Die Fahrt führt an Olivenhainen und neueren Häuseransammlungen vorbei. Ab und zu begegnen uns auf Eseln reitende Menschen. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt endet der Weg hoch oben auf einem Berg. Dort steht nur ein Haus, also steigen wir aus und Herr Scharkaui geht vor, um uns anzumelden . Mit Schrecken sehe ich, dass das Taxi wendet und wegfährt. Wie sollen wir hier wieder fortkommen? Wir begeben uns zum Haus, wo uns eine alte Frau sehr herzlich begrüßt und in den Innenhof bittet. Die Häuser hier sind aus Lehm und Stroh, die Fenster nicht verglast und klein wie Schießscharten. Herr Scharkaui erklärt unser Anliegen, und nun sehen wir tatsächlich unseren ersten Sloughi: eine Hündin liegt im Schatten einer Mauer. Ich bin schrecklich aufgeregt. Sie ist in keinem guten Gesundheitszustand, völlig abgemagert und voller Ungeziefer. Erstaunt bin ich über ihr edles Erscheinungsbild; sie hat einen wunderschönen Kopf, schöne gerade Beine und gute Winkelungen. Die Hündin lässt sich von mir anfassen und ist ziemlich gelassen, auch die Zähne sind perfekt. Was mir auffällt ist das viel kleinere Format als ich es von unseren "europäischen" Sloughis gewohnt bin . Diese Hündin ist viel kleiner, doch irgendwie wirkt alles sehr passend, vor allem wenn ich mir vorstelle, unsere Sloughis sollten hier in den Bergen jagen. Sie wären viel zu groß und zu schwer! Ich bin ganz angetan von dieser Hündin . Meine Vorstellungen von den original marokkanischen Sloughis waren komplett anders, eher mehr rustikale, kräftige Tiere, Marke "Landschlag". Die Hündin ist tatsächlich zu verkaufen, jedoch kann nur mit dem Ehemann verhandelt werden, der zur Zeit unterwegs ist. Wir verabschieden uns und sagen, dass wir später eventuell noch einmal vorbeischauen werden.

Dann machen wir uns zu Fuß auf den Weg zurück in das nächste Dorf unser Taxi hat uns ja leider verlassen. Unterwegs können wir viel von der wunderschönen Landschaft sehen, auch treffen wir Leute, mit denen wir sofort ins Gespräch kommen. Alle sind hier sehr freundlich und natürlich auch ein bisschen neugierig. Unsere "Sloughi-Suche" scheint die meisten zu amüsieren. Nach einiger Zeit kommen wir zu einer kleinen Ansammlung von Häusern. Herr Scharkaui spricht mit einigen Männern, einer von ihnen besitzt ebenfalls Sloughis und zeigt sie uns. Eine sandfarbene Hündin liegt mit einem schwarzen Welpen in einem Innenhof (übrigens die Schwester der zuvor gesehenen Hündin). Sie ist sehr zutraulich und lässt sich streicheln. Diese Hündin ist ebenso wie ihre Schwester sehr schön, jedoch ist ihr Zustand eine Katastrophe. Hunderte von Zecken haben sich an ihr festgesaugt, selbst aus den Ohren quellen sie hervor, das Fell ist struppig und offensichtlich ist sie völlig verwurmt. Der Welpe ist eine ca. 12 Wochen alte Hündin. Der dazu gehörige Rüde ist sandfarben. Die Geschichten, die sich um den Sloughi und seine Vorrangstellung drehen, treffen hier überhaupt nicht zu. Mohamed ist ebenso entsetzt wie ich und fragt den Besitzer, warum die Tiere so ungepflegt sind, doch dieser ist ganz vertieft in ein Gespräch mit Herrn Scharkaui über die letzte Jagd. Seine Hunde haben einen Schakal erlegt, stolz präsentiert er ein aus diesem Fell gefertigtes Kissen. Mohamed erklärt mir, dass diese Leute die Jagd über alles lieben, jedoch nicht ihre Hunde, die sind nur Mittel zum Zweck. Auch diese Hunde sind zu verkaufen.

Danach machen wir uns wieder auf den Weg. Ein Taxi fährt uns genau in die gegenüber liegenden Berge, wo unser Begleiter vom Markt zu Hause ist. Nach einer halben Stunde Fahrt sehen wir einen angebundenen Sloughi am Weg. Herr Scharkaui winkt ab und sagt, gestromte Sloughis seien nicht rein (oder meinte er gut?). Ich bin erstaunt, erzähle ihm aber nichts vom Standard bzw. den zugelassenen Farben für Sloughis.

Wir erreichen unser nächstes Ziel, das Dorf mit den "blauen" Sloughis. Auf einer Art Dorfplatz warten wir, da sein Haus ganz weit oben auf einem Berg steht. Ein Kleinbus mit Dorfbewohnern hält an, die Leute sind neugierig und fragen, worauf wir warten. Alle lachen und sind erstaunt, dass jemand aus Deutschland kommt, um Sloughis zu sehen. Nach kurzer Zeit kommt unser Begleiter mit seinen drei Sloughis zurück. Sie sind allerdings nicht blau sondern sandfarben und haben einen rußigen Überflug. Diese Hunde sind sehr gepflegt und werden vom Züchter stolz präsentiert . Hier handelt es sich um einen komplett anderen Typ: kräftige Statur und eine für uns ungewöhnliche Farbgebung, der Rüde und die Junghündin sind dreifarbig und haben am Kopf eine "Saluki-Spitze". Die Grundfarbe ist eher braun. Beide wirken nicht sehr Sloughi-typisch, es fehlt ihnen an Windhundausstrahlung. Die ältere Hündin ist noch die schönste, jedoch hat sie einen relativ schweren Kopf. Alle drei sind sehr freundlich und lassen sich anfassen. Herr Scharkaui gibt sich diplomatisch und meint, dass alle Hunde, die wir angeschaut haben, gute Sloughis sind, ausgezeichnete Jagdhunde und aus einer guten Zucht stammend. Ich mache ein paar Fotos und wir verabschieden uns. Auch diese Hunde wären zu verkaufen. Es tut Herrn Scharkaui leid, dass er uns nur so wenige Hündinnen zeigen konnte; entweder könnten wir auf gut Glück noch bei einigen Bekannten in den Bergen vorbei fahren oder es näch
ten Sonntag noch einmal auf dem Markt versuchen. Leider sind hier die Handys noch nicht so verbreitet wie in der Stadt.

DIE ENTSCHEIDUNG
Ich habe mich jedoch schon längst für die zuerst gesehene Hündin entschieden und wenn es möglich wäre, würde ich sie schon heute mitnehmen. Also ab ins nächste Taxi; während der Fahrt besprechen Mohamed und Herr Scharkaui die beste Verhandlungstaktik, beide wollen ihr Bestes geben. Am Haus angekommen empfängt uns wieder die freundliche Frau, und auch der Hausherr ist jetzt zugegen. Ich halte mich zurück und überlasse den beiden das "Geschäft". Der Züchter verlangt 600 Euro, als Begründung gibt er seine ca. 20jährige Zucht an sowie die gute Qualität seiner Hunde. Auch habe er ja alle Welpen verkauft und müsse nun, um weiter züchten zu können, einen Hund zurückkaufen. Nach ca. einer halben Stunde Verhandlung steht der Kaufpreis fest: 300 Euro. Mit Handschlag wird das Geschäft besiegelt. Ich bekomme eine arabisch/französische Ahnentafel, Herr Scharkaui erklärt mir, dass diese an den Sloughi-Club nach Casablanca geschickt werden muss. Er ist zwar selbst als eine Art Zuchtwart tätig, unterschreiben aber darf nur Dr. Baroudi, der Präsident des Clubs.

So, jetzt müssen wir nur noch den Taxifahrer überreden, den Hund mitzunehmen. Er willigt relativ schnell ein, jedoch soll die Hündin im Kofferraum transportiert werden. Das kann ich auf keinen Fall akzeptieren und so diskutieren wir laut und heftig; jeder besteht auf seinem Standpunkt und mir wird hier noch einmal sehr deutlich, dass es zwischen den Menschen hier und ihren Tieren absolut keine Beziehung gibt; sie werden als Jagdgerät benutzt, aber wie ein Freund und treuer Begleiter werden sie nicht behandelt. Schließlich bekomme ich meinen Willen, und die Hündin darf vorn bei mir im Fußraum sitzen! Ich halte mein Hündchen fest und hoffe, dass ich alles richtig gemacht habe. Die Flöhe hüpfen munter auf dem Fell hin und her, auch scheint hier "Zeckencity" zu sein. Bei einer Anzahl von 50 Stück höre ich auf zu zählen und hoffe, dass der Taxifahrer das Ungeziefer nicht wahrnimmt. Dieser wird nun immer zugänglicher und lockerer, er streichelt die Hündin sogar.

ZU GAST BEI FAMILIE SCHARKAUI
Herr Scharkaui lädt uns zu sich nach Hause ein, wir können die Hündin auch erst einmal bei ihm lassen, um zu klären, ob sie überhaupt mit ins Hotel darf. Nach einer langen Fahrt wie in Trance sind wir wieder zurück in Fes. Herr Scharkaui wohnt in der Altstadt, hierhin kann kein Taxi, da die Gassen viel zu schmal sind, also gehen wir das letzte Stück zu Fuß. Das erweist sich als ziemlich schwierig, da die Hündin keinen Meter an der Leine gehen will. Ich nehme sie kurzerhand auf den Arm und trage sie zum Haus. Mit dieser Aktion errege ich ziemliches Aufsehen, alle Menschen bleiben stehen, schauen irritiert oder lachen. Hier hat wohl noch niemand seinen Hund getragen. Endlich angekommen stehen wir vor einem dreistöckigen Haus aus Stein; hier wohnt Familie Scharkaui mit ihren Kindern und Enkeln. Seine Frau und mehrere jüngere Frauen begrüßen uns sehr herzlich, auch die Sloughi-Hündin ist hier willkommen, wird gestreichelt und darf sogar mit in den Wohnraum. Ich kann es kaum glauben! Mohamed erklärt mir noch schnell die wichtigsten Benimm-Regeln, und dann betrete ich schon den großen Wohnraum, natürlich ohne Schuhe. Dort befindet sich ein riesiges blaues Brokatsofa, das rundum an den Wänden entlang führt. In der Mitte des Raumes steht ein großer runder Tisch, den Boden bedecken handgeknüpfte Teppiche .Welch ein Kontrast zu den ärmlichen Lehmhütten in den Bergen. Wir setzen uns und Frau Scharkaui serviert gekühlte Getränke. Es gibt Fanta (für Marokko wird je Liter 1 kg Zucker zusätzlich hinzu gefügt), Wasser (aus dem Hahn ist jedoch verboten!), andere "bunte" Getränke und Milch. Ich probiere die Fanta, aber sie schmeckt nur nach Zuckerwasser. Ohne zu überlegen trinke ich zwei Gläser Milch - und das wird später Folgen haben!

Bevor von den Frauen das Essen serviert wird, bringen wir die Hündin in das obere Stockwerk, dort gibt es nur Sofas, die der ganzen Großfamilie auch als Betten dienen. Herr Scharkaui kümmert sich persönlich um etwas zu essen für die Hündin und bringt eine Pedigree Pal-Schüssel mit Milch, Olivenöl und klein gebrochenem Brot. Meine Hunde zu Hause würden erstaunt gucken, aber die Hündin frisst alles auf. Ich frage, wie sie überhaupt heißt. Sina ist ihr Name und das bedeutet "die Hübsche". Dann zeigt mir der Hausherr Fotos von seinen Sloughis, jedoch lebt nur noch ein großer sandfarbener Rüde, der in den Bergen bei einem Jäger lebt, und von der letzten Jagd, hier gibt es mindestens 100 Sloughis zu bestaunen, überwiegend sandfarben, ein Drittel schwarz, jedoch keine gestromten Hunde.

Dann bringen Frau Scharkaui und eine Tochter das Essen. Als Vegetarierin bekomme ich Gemüse, selbst gebackenes Brot, Oliven und Käse. Für die Männer gibt es Huhn. Was die Frauen essen weiß ich nicht, da sie den Raum nach dem Servieren sofort wieder verlassen. Selbstverständlich wird mit den Fingern gegessen, und ich bin froh, dass ich Schüsseln für mich allein habe. Nach marokkanischer Sitte wird ausgiebig aufgestoßen (davon hatte ich schon in meinem Reiseführer gelesen). Mir ist das alles im Moment ziemlich gleichgültig, denn ich habe ja meine Sina bekommen und befinde mich im absoluten "Hoch".

Zwischendurch kommt immer wieder mal Frau Scharkaui, um Nachschub zu bringen. Der runde Tisch ist überladen mit Köstlichkeiten, aber trotzdem werden immer neue Schüsseln gereicht. Wir essen bis wir uns nicht mehr bewegen können, dann wird von den Frauen der Tisch abgeräumt, und sie bringen einen großen Fernseher mit einem DVD-Player in das Wohnzimmer. Nun zeigt Herr Scharkaui eine DVD von der letzten Jagd in den Bergen. Es gibt eine riesige Anzahl Sloughis (ca. 150!) zu sehen und von bedeutenden Züchtern und Jägern werden mehrere Ansprachen gehalten, u.a. auch von Herrn Scharkaui. Auch verschiedene Phasen bei Hetzjagden sind zu sehen, meistens jagen 10 bis 15 Sloughis einen Schakal. Das kommt bei mir nicht so gut an, aber ich verkneife mir meine Meinung. Herr Scharkaui ist voller Eifer dabei und Mohamed muss mir alles grob übersetzen. Es ist draußen schon dunkel als wir uns mit dem Taxi auf den Heimweg machen. Wir waren zwar eingeladen worden, bei Familie Scharkaui zu übernachten, aber das konnten und wollten wir nicht annehmen, wenn es auch schwierig war, diese Einladung abzulehnen, ohne den Gastgeber zu kränken.

25.08.2005
BESUCH BEIM TIERARZT
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen in einem Straßencafé (wo es übrigens nur Süßes wie z.B. Schokocroissants oder Pfannkuchen gibt) nehmen wir ein Taxi, um Sina abzuholen. Angekommen bei Familie Scharkaui kann ich es kaum abwarten, bis meine Sina geholt wird. Sie freut sich, uns zu sehen und möchte gestreichelt werden. Dann gehen wir mit Herrn Scharkaui zum Taxistand. Die Petit-Taxis nehmen keinen Hund mit, es gibt aber noch Kleinbusse und Pickups. Hier haben wir wieder Glück, Sina darf mitfahren und so verabschieden wir uns von Herrn Scharkaui. Das Taxi bringt uns direkt zum Tierarzt. Hierbei handelt es sich um eine amerikanische Stiftung. Alle Tiere können hier umsonst behandelt werden; aber natürlich kann man etwas spenden. Bei den Patienten handelt es sich hauptsächlich um bedauernswerte Esel. Der Anblick dieser geschundenen Tiere macht uns sehr betroffen, die schlimmsten Fälle stehen in mehreren Boxen rund um den Innenhof. Hier leben auch Katzen und Hunde, die ersten, die ich in der Stadt sehe. Der Tierarzt ist Amerikaner, er ist sehr nett und auskunftsfreudig. Seit 15 Jahren lebt er schon hier, hat mittlerweile ca. 14 Hunde und noch mehr Katzen adoptiert. Außerdem bildet er junge Tierärzte und -helfer aus. Sina wird mit Frontline besprüht und Zecken werden entfernt. Außerdem bekommt sie gleich zwei Wurmkuren auf einmal, denn die Würmer kommen schon hinten heraus. Der Arzt beschreibt den allgemeinen Zustand von Sina als katastrophal, sie soll mindestens sechsmal etwas fressen und gebadet werden. Dann sollen wir noch einmal wiederkommen.

-26.08.2005
SINA IN DER GROSSSTADT Teil 1 ODER IRIS WIRD KRANK
) Sina darf mit ins Hotel, aber erst einmal nur zur Probe. Wenn sie bellt oder die anderen Gäste stört, haben wir ein Problem. Ich trage sie zum Aufzug (sie wiegt hier ca. 15 kg!), da sie keinen Schritt gehen will. Im Zimmer legt sie sich auf einen vorbereiteten Platz neben das Bett. Mohamed bringt aus dem Supermarkt Pal-Dosen, Brot und Milch mit, und wir stellen den Napf in die Transportbox, damit sie sich schon einmal daran gewöhnt. Sie geht sofort hinein und frisst alles auf, dann schaut sie sich noch das Badezimmer an und legt sich schlafen. Ich lege mich auch ins Bett, denn irgendwie ist mir schlecht. Als ich wieder aufwache, merke ich, dass ich Fieber habe, Schüttelfrost und Durchfall. Na super! Ich habe an alles für den Hund gedacht, aber Medikamente für mich habe ich vergessen. Aber zum Glück gibt es ja noch Mohamed, der versorgt mich mit Pillen, Bananen, Brot und Wasser. Zwischendurch schleppe ich mich mit Sina nach draußen, denn sie muss ja vielleicht mal Pipi. Mir ist total schwindelig, und ich schleppe mich von Bank zu Bank. Besonders anstrengend sind aber die vielen neugierigen Menschen, alle wollen Sina sehen oder anfassen, jeder gibt seinen Kommentar ab. Einige Familien machen sogar Fotos von ihren Kindern zusammen mit Sina. Ein Sloughi in der Stadt gleicht eben einer kleinen Sensation. Auch Mohamed ist überrascht über die Wirkung, viele Leute erzählen ihm von früher, als sie noch in den Bergen lebten und auch Sloughis besaßen. Einige geben auch Fütterungstipps, demnach soll sie viel Milch und Olivenöl bekommen, kein Fleisch. Sina reagiert auf alles absolut gelassen und ruhig - unglaublich! Wenn ich mich nur nicht so krank fühlen würde, ich kann mich wirklich kaum auf den Beinen halten. Fieber bei ca. 40° Außentemperatur ist schon sehr anstrengend, außerdem kann ich keinerlei Nahrung bei mir behalten. Nach ca. drei Tagen habe ich mich wieder einigermaßen im Griff, Mohamed scheint auch ein Stein vom Herzen zu fallen, er hat sich schon Sorgen gemacht. Gemeinsam haben wir gerätselt, woran es denn wohl lag. Es muss die Milch gewesen sein! Die wird hier nicht pasteurisiert oder ähnliches und ist voller Keime. Also, nie Milch trinken in Marokko. Ich habe jetzt nur noch einen Wunsch: ich will nach Hause. Vorher muss allerdings noch der Rückflug für Sina gebucht werden, und wir müssen noch einmal zum Tierarzt.

28.08.2005
SINA IN DER GROSSSTADT Teil 2
Alle Gänge, bei denen uns Sina begleiten soll, müssen nun zu Fuß erledigt werden. Kein Taxi nimmt einen Hund mit und Transporter gibt es hier im Viertel nicht. Also gehen wir in der Gluthitze zu Fuß, schnell kommen wir so natürlich nicht voran - und dann immer wieder die Leute, die Sina bestaunen wollen. Die gibt sich souverän, als wäre sie schon immer Großstadt-Model gewesen. Ich bin begeistert von ihrem Wesen und natürlich stolz, dass sie jetzt mir gehört. Manch deutscher Sloughi hätte sich hier nicht so positiv präsentiert. Sina ist halt ein Naturtalent. Beim Besuch des Basar´s bleibt Sina im Hotel.

02.09.2005
HEIMREISE
Die Rückreise trete ich ohne Mohamed an, da er noch Verwandte besuchen will. Ich fliege mit Sina ab Fes, dann umsteigen in Casablanca. Mir graut es ein bisschen davor, Sina so lange in der Flugbox zu wissen, aber bei ihrer Nervenfestigkeit wird das schon funktionieren. Es sind vorher nur noch ein paar "Kleinigkeiten" zu regeln, z.B. wie kommen wir mit Hund zum Flugplatz? Ist der Taxifahrer (wegen der frühen Uhrzeit, 4 Uhr!) zuverlässig usw. Aber Mohamed regelt alles, und ich kann frühzeitig einchecken. Der Flugpreis für die Hündin beträgt 360 Euro! Hier ist Handeln nicht möglich. Nun muss nur noch alles beim Umladen in Casablanca und in Düsseldorf funktionieren. Aber alle Sorgen sind umsonst, denn Sina und mein Koffer sind wenige Minuten nach der Landung bei mir. Auch der Abholservice klappt gut, Sina springt in unseren Bus, als wäre das alles für sie völlig normal. Zu Hause gibt es bei der Begrüßung mit den beiden Sloughi-Damen keinerlei Probleme. Shari freut sich sogar über den Zuwachs. Dass Sina keinerlei Eingliederungsprobleme hat, brauche ich ja nicht zu erwähnen. Sie benimmt sich in allen Lebenslagen wie ein "alter Hase". Apropos Hase: Mit der künstlichen Variante ist Sina nicht zu begeistern, erst ein "Spezialtraining" mit Volker Niekamp aus unserem Haaner Verein kann sie umstimmen, einen "falschen Hasen" zu fangen. Die Coursinglizenz-Karte ist schon abgehakt, und auch die Rennlizenz wird kein Problem sein. Sina ist schon ein toller kleiner Sloughi, der uns viel Freude macht.

P.S. Natürlich schläft sie jetzt im Bett!

Iris Karczewski

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